Grammatik

Grammatik gliedert sich in die beiden Bereiche "Morphologie" (Flexionsbildungen, Wortarten und Wortbildung) und "Syntax" (Regelbildung zur Konstruktion von Sätzen). Während des Erwerbs der Muttersprache wird Grammatik auf natürliche Art, ohne ausdrückliche Unterweisung, erlernt. Niemand käme auf die Idee, seinem Kind zu erklären, dass das Wort "lieben" nur in Verbindung mit einem Objekt sinnvoll angewandt werden kann; vielmehr lernen Kinder durch das sprachliche Vorbild ihrer Umgebung, Wörter richtig zu verwenden – vorausgesetzt, sie erhalten in ihrer Umgebung ein ausreichendes Maß an formalsprachlich richtigem Input. Anders verhält es sich bei Kindern, die Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache erwerben oder bei Kindern mit deutscher Muttersprache, die zu wenig formalsprachlich richtigen Input in ihrer häuslichen Umgebung erhalten. Diese Kinder haben oft im Bereich der Flexionsendungen Probleme, verwechseln Fälle, können den Plural nicht korrekt bilden oder keine korrekten Sätze bilden. Aufgrund ungenügenden Inputs und teils auch aufgrund nur geringem Weltwissen verfügen viele Kinder über einen geringen Wortschatz. Ist die Sprachentwicklung verzögert, fehlen damit wesentliche Grundlagen für den späteren Lese- und Schreiberwerb.

Eine rhythmisch-musikalische Sprachförderung im Bereich der Grammatik kann bei eigens dafür konzipierten Liedern ansetzen, die es für nahezu alle grammatischen Bereiche gibt.

Ersatzprobe
Beispiel für eine Ersatzprobe (Ausschnitt aus "Das BeLesen-Training" Bossen 2010 – Verlag Blaue Eule)

Im Bereich "Wortschatz" eignen sich Bewegungslieder sehr gut, weil hierbei das Gehörte unmittelbar in Handlung umgesetzt werden soll - die Bedeutung von Wörtern wird so durch Handeln erfahren.

Lieder werden von den Kindern gern oft wiederholt. Durch das Singen von Liedern mit einer gleichbleibenden syntaktischen Struktur werden durch die zahlreichen Wiederholungen unbewusst syntaktische Muster ausgebildet.

Manche Grammatik-Lieder sehen eine sog. "Ersatzprobe" vor, bei der die Struktur eines Satzes immer gleich bleibt, bei jeder Liedstrophe jedoch ein Teil dieser Struktur durch andere Wörter ausgetauscht wird, wie in obigem Beispiel.

Die Kinder üben anhand solcher Lieder Sprachstrukturen, ohne dass sie dies als anstrengend empfinden, so dass die Übemotivation erhalten bleibt.